Im Herzen von Ober-Ramstadt findet sich für alle Jugendstil-Begeisterten ein historisches Juwel. Im unter Denkmalschutz stehende Gebäude „Petri-Villa“ und ihrer zugehörigen Parkanlage sind Jugendstil-Mosaikböden und -fenster sowie Bäume aus über 160 Jahren zu entdecken. Die Geschichte des Denkmals geht zurück bis Mitte des 19. Jahrhunderts und ist für alle Interessenten Blickfang kulturellen Erbes. Ein Blick lohnt sich.
Über das Leben in der Villa und der privaten Haushalte ist nur wenig bekannt. Als materielle Hinterlassenschaften zeugen die prachtvollen Fenster, Holzvertäfelungen und Bodenfliesen aus der Epoche des Jugendstils von einem Einblick in die Ober-Ramstädter Geschichte.
Geschichte eines Denkmals
Erbauer Dr. Gust Knös
Das Gebäude „Petri-Villa“ besitzt drei nachweisbare historische Bauphasen. Der älteste Teil des Gebäudes wurde 1857 von Dr. Gust Knös als Wohnhaus erbaut. Über den Errichter der Villa ist kaum etwas bekannt. Bereits 1858 ergänzte er das Wohnhaus durch einen Stall, eine Remise (Wirtschaftsgebäude) und einen Holzschuppen.
Besitz von Dr. Friedrich Alefeld
Im Jahre 1868 erwarb der Arzt und Biologe Dr. Friedrich Alefeld (1820-1872) das Anwesen. Er erhöhte das Wohnhaus um einen Kniestock. Alefeld ist vor allem für seine umfassenden naturkundlichen Untersuchungen und Publikationen bekannt. Als Schüler des Direktors des Botanischen Gartens in Heidelberg, Johnann Metzger (1789-1852), schrieb er zahlreiche Abhandlungen über Bienen und Heilkräuter. Besonders durch seine intensive Beschreibung von Kulturpflanzen machte er sich einen Namen. Die Lathyrus alefeldii (Platterbse) wurde ehrenvoll nach ihm benannt.
Jugendstil-Erscheinungsbild durch Ludwig Breitwieser
Nach Alefelds Ableben gelang das Haus 1901 in den Besitz von Ludwig Breitwieser. Er veränderte das Aussehen und Erscheinungsbild der Petri-Villa, um einen weiteren Baubestand. Er schuf das heute noch sichtbare charakteristische Jugendstil-Erscheinungsbild der Denkmalanlage. Breitwieser war Besitzer eines Steinbruchs auf dem Roßberg, welcher Bodenplatten mit Jugendstil-Dekor produzierten. Aufmerksame Gäste können diese in der Villa bemerken. Auch die besonderen Buntglaserfenster von Friedrich Endner, Hofglasmalerei und Kunstglaserei des Großherzogs von Hessen, entstammen dieser Periode.
Namensgeber Philipp Petri
Das Gebäude und seine Parkanlage gelangten über zwei Generationen in den Familienbesitz des Landwirtschaftsrates Philipp Ludwig Petri. Dieser ist Namensgeber der sogenannten „Petri-Villa“ und des gleichnamigen „Petri-Parks“ war.
Spuren der Zeit und Erwerb der Stadt Ober-Ramstadt als Begegnungsstätte
Lange Zeit war kaum ein Blick über die hohen Mauern und verwilderten Gärten des Anwesens möglich. Seit 1995/1996 befindet sich das Denkmal in städtischem Besitz. Mit dem Erwerb des Bauwerks gingen umfangreiche Renovierungsarbeiten einher. Am 21. Oktober 2000 wurde das Begegnungszentrum Petri-Villa eröffnet. Erstmals konnten alle Interessenten am Tag der offenen Tür einen Einblick hinter die bis dahin verschlossenen Tore gewinnen.